Leserbrief: Hetzjagd auf Windkraftgegner


Es ist schon schlimm genug, dass die Windkraftbetreiber mit ihrem Werbebeitrag „Das Rennen wird knapp“ (siehe NÖN Gänserndorf, 6.10.2023) einen Weg eingeschlagen haben, der an moralischer Bedenklichkeit kaum zu überbieten ist. Da werden Windkraftgegner einfach so quasi als Volksfeinde hingestellt, und die Windkraftbetreiber zeigen sich offensichtlich außerstande, diesen souverän und auf Augenhöhe zu begegnen, auch wenn diese eben eine andere Meinung zur Windrad-Plage vertreten.
Selber einer Bürgerinitiative angehörig, die seit einigen Jahren erfolgreich gegen einen geplanten Windpark im Weinviertel kämpft, habe ich leider allzu oft die Erfahrung gemacht, dass Windkraftbetreibern offenbar kein Mittel zu schade ist, um ihre Interessen durchzusetzen und ihre Ziele zu erreichen. Mangelhafte Bemessungs-Grundlagen, willkürliche Verlagerung von Immissionspunkten und befangene Gutachter sind nur einige der von uns aufgedeckten und dokumentierten Widrigkeiten, die gegen die Errichtung des geplanten Windparks in unserer Region sprechen.


Liebe LeserInnen, ich kann Ihnen versichern, dass wir sämtliche Recherchen in unzähligen Stunden äußerst gewissenhaft und vorurteilsfrei durchgeführt haben und weiterhin werden. Wie also sollte es möglich sein, die Errichtung eines geplanten Windparks schon so lange zu verhindern, wenn unsere Gegenargumentationen nur einer haltlosen Gerüchteküche entspringen, wie dies von der Windkraftlobby so gerne dargestellt wird?
Der oben genannte Werbebeitrag selbst verrät schon die moralisch absolut verwerfliche Herangehensweise der Windkraftbetreiber und kommt einer Hetzjagd auf Windkraftgegner gleich: Tu deine Gegner als Scharlatane ab und erkläre sie zu Volksfeinden! Entspricht das Ihrer Meinung nach einer seriösen Begegnung mit Menschen, die eine andere Meinung vertreten, liebe
LeserInnen?

Dass sich aber die NÖN Gänserndorf für die Veröffentlichung eines derart manipulativen Werbebeitrags hergibt und dadurch einer solchen „Hexenjagd“ auch noch eine Plattform bietet, ist mehr als erschütternd und katapultiert uns zudem gesellschaftspolitisch direkt zurück ins Mittelalter.
Irreführend ist außerdem, dass sich die Strukturierung des Werbebeitrags an der üblichen Gestaltung der Artikel der NÖN orientiert und dass daher den meisten LeserInnen entgangen sein dürfte, dass es sich hierbei um eine Werbeanzeige der Windkraftbetreiber handelt.
Da frage ich mich, inwieweit die Redaktion konform geht, mit einer derart geschürten Volkshetze? Dies widerspricht nicht nur einer unvoreingenommenen Berichterstattung, sondern schafft zusätzlich Aggressionen in der Bevölkerung und die NÖN Gänserndorf diskreditiert sich damit selbst.
Zu meiner Schulzeit hat man noch gelernt, dass guter Journalismus objektiv und über jede suggestive Beeinflussung erhaben sein sollte. Aber das gilt heute wohl genauso wenig, wie ehrenhaftes Verhalten, respektvolles Miteinander und verantwortungsvolles Handeln.

Kurzum: Einmal mehr schäme ich mich zutiefst dafür, der Gattung Mensch anzugehören !

Dani